Kiezdeutsch: Eine Abrechnung mit dem Gastarbeiterdeutsch?


GENÇ S.

Internationale Tagung der GIG zum Thema 'Gesellschaften in Bewegung', Johannesburg, South Africa, 21 - 24 January 2013, pp.30, (Full Text)

  • Publication Type: Conference Paper / Full Text
  • City: Johannesburg
  • Country: South Africa
  • Page Numbers: pp.30
  • Akdeniz University Affiliated: No

Abstract

 

Die Jugendlichen in multiethnischen Wohngebieten der Groβstädte Deutschlands haben sich in den letzten 10 Jahren einen Multi-Ethnolekt („Kiezdeutsch“) geschaffen und angeeignet. Dieser Lekt zeigt alle Besonderheiten einer Jugendsprache, doch er ist mehr als das: Er überwindet die ethnischen Unterschiede und etabliert sich als eine soziale Identifizierung. Bei der Entstehung des Multi-Ethnolekts haben u.a. Faktoren mitgewirkt, wie der Einfluss mehrerer Mutter-und Zweitsprachen, die US-amerikanische Ghetto-Szene, in den deutschen Medien stilisiertes und parodisiertes Türkendeutsch, lokale und dialektale Einflüsse. Obwohl diese neue Jugendsprache unter dem Einfluss mehrerer Sprachen steht, ist sie keine Mischsprache. Sie zeigt typische Einheiten und Regeln auf.

In der Erforschung dieses Multi-Ethnolekts wird das Gastarbeiterdeutsch (eine rudimentäre Sprache der ersten Generation der Migranten in Deutschland), welches eigentlich die Wurzeln des Kiezdeutsch bildet, nicht genügend berücksichtigt. In meinem Beitrag will ich versuchen aufzuzeigen, wie der neue Ethnolekt aufbauend auf dem Gastarbeiterdeutsch und dem daraus hervorgegangenen Türkenslang entstanden ist und inwieweit er nicht nur eine Jugendsprache, sondern auch eine dynamische sprachliche Verarbeitung der Vergangenheit, der Umwelt und der eigenen Identität ist.

 

Schlüsselwörter: Jugendsprache, Kiezdeutsch, Türkenslang, Ethnolekt

 

 

Literaturnachweis:

 

Androutsopoulos, Jannis K. (2007). Ultra korregd Alder! Zur medialen Stilisierung und  

      Aneignung von „Türkendeutsch“. Deutsche Sprache 29: 321-339.

Wiese, Heike (2012). Kiezdeutsch. Ein neuer Dialekt entsteht. München: C.H. Beck.